
Einleitung
"Man sollte nachgerade einmal merken, dass es nichts nützt, das Licht zu preisen und zu predigen, wenn es niemand sehen kann. Vielmehr wäre es notwendig, dem Menschen die Kunst des Sehens beizubringen."
Carl Gustav Jung in: Psychologie und Alchemie,
Das allgemeine Interesse an der Astrologie hat in den letzten Jahren beachtlich zugenommen. Astrologische Lehrbücher gibt es inzwischen in großer Anzahl, mehr oder weniger populär, auch wissenschaftlich, auf verschiedenen Anwendungsmethoden aufbauend, psychologisch oder "esoterisch" ausgerichtet. Weshalb dann überhaupt ein weiteres Buch zu der Vielfalt der bereits vorhandenen Literatur? Als ich begann, meine Gedanken niederzuschreiben, empfand ich die Flut astrologischer Bücher nicht als Konkurrenz. Astrologie Gestaltastrologie hatte mich etwas völlig anderes gelehrt: Auf dem Weg der Wahrnehmung und Naturbeobachtung kann sich astrologisches Wissen vorbereiten, von hier erfährt die Astrologie selbst einen Impuls, der ihre Möglichkeiten entwerfen und ihr Selbstverständnis erklären hilft. Sie mag von empirischen Gegebenheiten ausgehen, ihrem Wesen nach ist sie eine Kunst, denn sie deutet Wirklichkeit, und sie stellt Wirklichkeit dar. Kunst bleibt sie selbst dann, sollte eines Tages die naturwissenschaftliche Basis ihrer Deutung formulierbar sein. Die kreativen Fähigkeiten desjenigen, der deutet, der sieht, wären auch dann noch unersetzbar; und unentbehrlich wäre nach wie vor der Gestaltreichtum einer Welt, die jene Sinne schafft, mit denen sie selbst erkennbar wird. Uns allen sind diese Sinne eigen, ihre Wahrnehmungs-Möglichkeiten schlummern oft nur. Die Medizin ist eine Wissenschaft, gleichwohl sprechen wir von der "ärztlichen Kunst. "Angewandte Wissenschaft setzt Können voraus; im Begriff "Kunst"steckt dieses Können. Wenn ein Mensch etwas", verfügt er objektiv über eine Fähigkeit, doch ist er es gleichzeitig selbst, an den sich ein Können bindet. Auch mit "kund-tun", "künden" ist der Begriff verwandt; Kunst kann "Kunde geben" durch den Menschen und vom Menschen, der seinen Erkenntnissen und seinem Wissen mit seinem "Können" Ausdruck verleiht.
Können setzt Wissen voraus. Oft ist es jedoch nur ein erahntes Wissen. Wissen allein beinhaltet nicht unbedingt die Fähigkeit, es in die Tat umsetzen zu können. Im Zurückgreifen auf unser Wissen schöpfen wir aus der Vergangenheit, aus bereits gelernten Inhalten. Die Kunst lebt in der Anwendung, besteht im Tun, im Handeln, entsteht erst im gegenwärtigen Sein. An dieses gegenwärtige Sein des Menschen, an seine lebendige Wahrnehmungs-, Empfindungs- und Ausdrucksfähigkeit, wendet sich das vorliegende Buch. Ich möchte Anregung geben, wie astrologische Deutungs-Kunst zu erwerben möglich ist.
Durch viele Bücher erweitern wir unser Wissen. Wir erfahren bestimmte Fakten, doch finden wir auch das ein oder andere Buch über die Handhabung von Fertigkeiten, über das Malen, den Instrumentenbau, Klavierspielen, Diagnostizieren, Menschenführung oder Beratung; aber erlernen müssen wir es selbst, wir müssen es versuchen, probieren, erüben. Niemand nimmt uns den Weg des eigenen Tuns ab.
So ist es mit den Regeln einer Sterndeutungskunst nicht getan. Was nutzen die Regeln, wenn man den Gegenstand der Deutung meist den Menschen nicht betrachten und verstehen gelernt hat. Über die Fähigkeit der Betrachtung und der Einfühlung in außerhalb seiner Selbst liegende Vorgänge und Abläufe gelangt der Mensch erst zu Erkenntnissen. Ohne kreativen Zugang könnte niemand selbstentdecktes Wissen erreichen. Derjenige, der die Gedanken eines anderen nachvollzieht, kann vielleicht noch auf seine eigenen kreativen Fähigkeiten verzichten, wer aber selbst gar das "Sehen" lernen will, muß den Schulungsweg gehen.
In der gesamten Natur treten die unterschiedlichen astrologischen Prinzipien zutage. Diese verdeutliche ich anhand von Bildern und Schilderungen. Die Astrologie verwendet zur Darstellung der kosmischen Kräfte Symbole, wie etwa Planeten und Tierkreiszeichen. Diese Symbole übersetze ich nicht nur in Begriffe, sondern auch in Bilder Durch solche Bilder wird das Vorstellungsvermögen angeregt. Das erleichtert es, im Gegensatz zum begrifflichen Denken, die verschiedenen Prinzipien wirklich zu verstehen. Begriffe sind nicht erlebbar, wohl aber deren Inhalte und Bedeutungen, zu denen man ohne begrifflichen Umweg gelangen kann, durch die Kraft des inneren Erfühlens.
Auf diesem Wege können sich Fähigkeiten wie Einfühlung und Vorstellungskraft entwickeln, die dann auf die Selbstbeobachtung und allgemeine Menschenbetrachtung übertragen werden können. Der Leser selbst kann die astrologischen Kräfte im Inneren entdecken. Ein astrologisches Menschenbild muss nicht gelernt werden, es ist erfahrbar.
Wer Astrologie erlernen will, muss auf der einen Seite unermüdlich das Beobachten üben; auf der anderen Seite ist er gefordert, abstrakte Symbole in Vorgänge des Lebens zu übersetzen. Zu beidem gehört ein Vorverständnis dessen, auf das Astrologie bezogen werden kann, und entsprechend Phantasie im Umgang mit den Spielformen des Lebens, den Menschen eingeschlossen.
Im ersten Teil des Buches gehe ich auf astrologische Grundfragen und astronomische Grundlagen ein. Hier steht das Gedankliche im Vordergrund. Dieser Teil I wendet sich eher an das intellektuelle Verstehen.
Im zweiten Teil stelle ich die zwölf Tierkreisprinzipien anhand der Natur dar. Jede Naturbeschreibung, jedes genannte Bild korrespondiert mit bestimmten innerseelischen Abläufen; solche Entsprechungen helfen, ein astrologisches Prinzip in seinem Gehalt zu erfassen. Ich habe versucht, mich in der Darstellungsweise, auch im sprachlichen Ausdruck, der emotionalen Seite eines Prinzips zu nähern. Über das Nacherleben hoffe ich, im Leser kreative Fähigkeiten zu wecken.
Jeder Tierkreiszeichen-Betrachtung, also jedem Kapitel über ein bestimmtes astrologisches Prinzip, folgt eine allgemeinere Betrachtung, die im Zusammenhang mit den dargestellten Zeichen steht. Danach soll ein Abschnitt von eher technischer Natur den Zusammenhang des betreffenden Tierkreiszeichens mit einem anderen herstellen. So soll dem Leser von immer neuen Blickpunkten aus die tiefe Verknüpfung aller Tierkreiszeichen untereinander eingehen; von daher lernt er auch die Planetenverbindungen (Aspekte) besser zu verstehen.
Der dritte Teil handelt von den Verkörperungen und Manifestationen der zwölf Tierkreis Prinzipien, von den verschiedenen Beziehungen der Planeten zum Tierkreis, von Analogien zu Farben und Mineralien sowie zu den Naturreichen Flora und Fauna und führt schließlich zum Menschen. Mit Hilfe von eher meditativ wirkenden Texten möchte ich den Leser sensibilisieren, in sich selbst die jeweils angesprochene Planetenkraft zu erspüren. So wird er die einzelnen Prinzipien unterscheiden lernen. Erst Unterscheidung ermöglicht es, das Zusammenspiel aller astrologischen Kräfte zu durchschauen.
Allmählich wird der Leser mehr und mehr Kombinationen von PlanetenKräften und Tierkreiszeichen in seinem Innern wieder und nacherleben können. Er wird sich auch in allen natürlichen Vorgängen um ihn herum entdecken in den verschiedensten Gestaltformen des Organismus Erde.
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