Der berühmte Astronom und Astrologe Johannes Kepler (1571-1639) glaubte, dass die Musik eine Seelensprache sei. Er schrieb ihr universale Gültigkeit zu. Analog dazu erlebte er die Astrologie als eine kosmische Sprache und das Horoskop als eine Themenfiguration der individuellen Seele.Ulrike Voltmer sieht in Kepler den Vorboten einer neuen dynamischen Auffassung von Astrologie, die sich gegen eine abergläubische, fatalistische Deutung einzelner Konstellationen verwahrt. Der Hauptteil des Buches widmet sich den Direktionen. Astrologische Prognoseverfahren können der Autorin zufolge nichts anderes sein als ein Leitfaden zur Entwicklung des Menschen. Das Geburtshoroskop des Menschen ist als eine Motivationsanlage zu verstehen, die erst durch eine dynamische Auseinandersetzung mit der Umwelt in Gang gesetzt wird und so persönlichkeitsbildend wirkt. Ziel ist mit Hilfe der prognostischen Methodik das dynamische Potential einer Geburtsstruktur zu ergründen.
![](images/manufacturers/UlrikeVo01.jpg)
Das Schicksal ist nicht festgelegt
In den drei Jahrzehnten intensiver Beschäftigung mit der Astrologie und deren Prognosemethoden hat sich meine Haltung diesem Gebiet gegenüber verändert. Zum einen richteten sich meine Überlegungen immer wieder auf die Machbarkeit von Prognosen, zum anderen auf die ethische Vertretbarkeit solchen Tuns. Zwischen dem Glauben an ein Vorhersagen-Können von Schicksal und der Ablehnung irgendwelcher prognostischer Aussagen schwankte meine Einstellung. Erst ein kritisches Durchdenken, Beobachten und Suchen führten mich zu meiner heutigen Sichtweise: Erstens können konkrete Aussagen schon allein aus Gründen des Aufbaus und des Verfahrens einer astrologischen Deutung nicht aus einem Horoskop herausgelesen werden. Die Astrologie verfügt über eine Symbolsprache, die erst auf bestimmte Zeit- und Kulturverhältnisse bezogen werden muss und die in eine gesprochene Sprache der in verschiedenen Verhältnissen lebenden Menschen zu übersetzen ist. Die Geschehnisse des Lebens stehen" als solche nicht in einem Horoskop.Zum zweiten ist meiner Auffassung nach das Schicksal nicht in einer unveränderbaren Form festgelegt. Diese Meinung vertrete ich ganz unabhängig von einem Horoskop. Meine Erfahrung zeigte mir, dass der Mensch sein Leben gestalten und seine Anlagen und Lebensthemen mehr oder weniger kreativ leben kann. Doch die Lebensaufgaben scheinen in einer gewissen abstrakten Form determiniert zu sein und dies auch im zeitlichen Sinn und zwar in Form tief motivierter innerer Bedürfnisse, Stimmungen und Interessen. Um die Art und Zeitlichkeit der inneren Motivationen und Aufgaben zu erkennen, dafür können die astrologischen Interpretations-Verfahren wertvolle Hilfestellung geben, doch mehr auch nicht. Allerdings sind genau diese tiefen Motivationen und Antriebe Gestalter unseres Willens und stellen insofern eine menschliche Instanz dar, die uns unbewusst steuert, wenn wir unser Wollen und Handeln nicht hinterfragen. Astrologie kann Hilfestellung geben, den Beweggründen unserer Reaktionen und Antriebe auf die Spur zu kommen, kann Hilfe zur Selbsterkenntnis sein.Heute arbeite ich mit einer bestimmten prognostischen Methodik, mit deren Hilfe ich das dynamische Potential einer Geburtsstruktur zu ergründen suche, das offensichtlich zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Themenschwerpunkte bereithält. Ich habe den Eindruck, dass bestimmte Lebensthemen und -aufgaben durch innere unbewusste Motivationen ausgelöst werden, die durch kosmische Rhythmen bedingt sind. Diese inneren Motivationen sind es, die den Lebensthemen den Boden bereiten, indem in ihm verschiedene zunächst unbedeutende alltägliche Geschehnisse, sog. Zufälligkeiten, Wurzeln schlagen können und die sich dann später - aus der Rückschau - als die lebensbestimmenden großen Zufälle erweisen können. Motivationen äußern sich vielleicht in Wünschen und Bedürfnissen, in Stimmungen und Sehnsüchten, und diese führen wiederum zu bestimmten Kontakten und Beziehungen.Hier soll kein fertiges Konzept vorgeführt werden, ich möchte die Leser und Leserinnen einladen, mit mir gemeinsam eine gewisse Wegstrecke an Überlegungen mitzugehen, um schließlich meine Darstellungen selbst überprüfen zu können. Wenn ich auch heute kein Geburts-Horoskop mehr deute, ohne die prognostischen Verfahren mit einzubeziehen, so heißt das gerade nicht - wie ich oben dargelegt habe - dass ich etwa an ein festgelegtes Schicksal glauben würde. Es kann nicht um Voraussagen irgendwelcher "Ereignisse" gehen, vielmehr muss ein Leben und die Radix (lat.: Wurzel bzw. Geburtshorokop) des Lebenseintritts eines Individuums als ein Geflecht von Anlagen aufgefasst werden, die sich erst im Lauf der Lebenszeit auffalten und entwickeln. Insofern stellt die Radix eine Antriebsstruktur dar, die in sich schon rhythmische Muster enthält - zeitliche Entfaltungsqualitäten. Um diese erkennen zu können, um sie inhaltlich füllen und zur sinnvollen Entfaltung bringen zu können, dazu sind die prognostischen Verfahren von Nutzen.Transite sind die bekannteste Methode; den Direktionen haftet bis heute der Makel einer fatalistischen Ereignisdeuterei an. Doch diese Sichtweise ist falsch. Direktionen sind nicht als punktuelle Konstellationen anzusehen, sie stellen zeitlich sich entwickelnde Grundmuster der Radix dar.Der Weg zu dieser Einsicht verlief über meine Beschäftigung mit dem Werk Johannes Keplers (1571 -1630), dem bedeutenden Astronomen und Schöpfer der nach ihm benannten drei "Keplerschen Gesetze". Doch er war auch Astrologe, und dies nicht nur zum Gelderwerb, wie oft fälschlich behauptet wird. Er hat sich vielmehr intensiv mit den astrologischen Verfahren seiner Zeit auseinandergesetzt und er hat seine eigene wohl durchdachte differenzierte astrologische Methodik entwickelt. Seinem astrologischen Werk gebührt auch heute noch - 400 Jahre nach seiner Entstehung - fachliche Beachtung von Seiten der Astrologen. Was für Kepler bereits Erkenntnis war, ist bis heute bedauerlicherweise vielfach noch nicht ins Bewusstsein der allgemeinen Astrologenschaft vorgedrungen. Unkenntnis astronomischer Sachverhalte ist dabei nicht selten der Grund sowie eine fehlende schriftliche Darstellung seiner Methode und Gedanken. Diesem Mangel habe ich schon vor Jahren, als 1988 der erste Artikel über dieses Thema in der Zeitschrift Meridian erschien, abzuhelfen versucht. Jetzt soll dies durch das vorliegende Buch geschehen.Es geht mir nicht um eine historische Darstellung von Keplers astrologischen Arbeiten, sondern um die Analyse seiner Arbeitsweise und Darstellung seiner philosophischen Überlegungen. Wer sich näher mit der Person und den Werken Keplers beschäftigen will, findet einige Anregungen im Literaturverzeichnis dieses Buchs; das IV.Buch von Keplers Harmonices Mundi zu lesen, kann für den aufgeschlossenen Leser zum Erlebnis werden.Das schon legendär gewordene Wallenstein-Horoskop bzw. Keplers beide Wallenstein-Horoskope stellen in diesem Buch das Herzstück dar. Spannend ist, darin zu verfolgen, wie Kepler gearbeitet hat, wie er seine Methodik innerhalb von 17 Jahren verändert hat. So viele Jahre liegen nämlich zwischen der Anfertigung der beiden Wallenstein-Horoskope.Mit musikalischen, "leicht humoristischen" Analogie-Geschichten versuche ich, auf das Thema einzustimmen. Es geht mir darum, das schwere Thema Kepler für die heutige Zeit zu erschließen und in seiner für den suchenden Menschen hilfreichen Seite darzubieten. Zu Beginn des Buches stehen Vergleiche des menschlichen Lebens - den Höhen und Tiefen, Einschnitten und Phasen - mit dem Verlauf eines Musikstücks. In der Tradition Keplers stehend, ziehe ich in metaphorischer Weise Parallelen zwischen den sich bildenden Konstellationen und den musikalischen Verhältnissen in einem Musikstück.Kepler glaubte, dass die Musik eine Seelensprache sei. Er schrieb ihr universale Gültigkeit zu. Analog dazu erlebte er die Astrologie als eine kosmische Sprache und das Horoskop als eine Themenkonfiguration der individuellen Seele. Anhand seiner Forschungen zur menschlichen Harmonie-Empfindung der Musik ließ er sich zu astronomischen Überlegungen anregen. Er wollte die inneren Gesetze der Harmonien der Welt (vgl. KEPLER 1618: Harmonices Mundi) entdecken und forschte dazu im Bereich aller möglichen Strukturbildungen, ob in der Musik, den proportionalen Verhältnissen geometrischer Körper oder zeitlicher und räumlicher Bewegungsverhältnisse im Sonnensystem.In der heutigen Zeit würden wir allerdings weder die Gesetze der Musik noch unsere abendländische Astrologie als solch universale "Seelensprache" ansehen wie dies noch Kepler tat, wissen wir doch um die Kulturen-Vielfalt unserer Erde; denken wir etwa an die unterschiedlichen Musik- oder Astrologie-Systeme der europäischen, chinesischen oder indischen Kultur.Innerhalb unserer abendländischen Kultur, der auch Kepler angehörte, dürfte jedoch unsere musikalische wie astrologische westlichen KollektivseeleAllerdings - so glaube ich - ist auch dieses System einem Wandel unterzogen. So wie sich in der Kollektivseele einer Kultur langfristig etwas verändert, so werden auch andere kosmische Faktoren als bisher zur Wirksamkeit gelangen oder die Planeten-Bedeutungen werden Schwerpunkt-Verschiebungen in ihrem Deutungsspielraum zeigen können.Wir leben in einer Zeit des Umbruchs. Das Geschlechter-Verhältnis hat sich verändert, das Leben wird individualistischer; persönliche Entwicklung und Befreiung von Zwängen werden erstrebt, die Selbstverantwortung für das eigene Leben tritt wenigstens bei einem Teil der Menschen stärker ins Bewusstsein, und die Freiheitsansprüche werden größer. Das beinhaltet eine bestimmte allgemeine höhere Bewusstseinsentwicklung, die jedoch von jedem einzelnen Individuum selbst vollzogen werden muss. So wie sich das einzelne Leben über die Zeit entfalten und entwickeln kann, so kann sich auch ein ganzes Kollektiv in seinen erstrebten Werten und Ansprüchen verändern.Fast könnte man Kepler schon als den Vorboten einer neueren dynamischen Auffassung von Astrologie ansehen. Er versuchte, das Leben im allgemeinen (mundanen) wie im individuellen Sinne zyklisch zu verstehen. Alle seine prognostischen Verfahrensweisen tragen den Charakter des Dynamischen, nicht nur die Transite. Er untersuchte beispielsweise nicht nur einzelne Jahreshoroskope (Solare) unabhängig voneinander, für jedes Jahr getrennt, sondern ganze Zyklen von Solaren. Oder er beobachtete große direktionale Rhythmen und verwahrte sich gegen eine abergläubische fatalistische Deutung einzelner Konstellationen.Die Krönung seiner Arbeit stellt schließlich sein philosophisches Hinterfragen all des astrologischen Tuns dar. Was setzen wir in der Astrologie stillschweigend voraus, wenn wir in unserer astrologischen Arbeit verfahren, wie wir es tun, wenn wir ein Geburts-Horoskop, eine Radix, berechnen und darauf Transite, Solare und Direktionen beziehen? Kepler erkannte die Kernpunkte dieser Frage nur allzu deutlich; sein genialer Geist versetzte ihn in die Lage, die in dieser Frage enthaltene Problematik klar zu erkennen und zu formulieren. Darauf gehe ich am Schluss meiner Darstellungen in zusammenhängender Form nochmals ein.Der Hauptteil dieses Buches widmet sich den Direktionen. Sollte der astro-musikalische Beginn in eine neue rhythmische Auffassung der Astrologie einstimmen, in eine Astrologie der Phasen und nicht des "statischen Charakters" so steigt der zweite Teil ein in die Direktionslehre. Sie ist das klassische Verfahren, mit dem man nicht selten eine regelrechte "Ereignis-Astrologie" betrieben hat. Eine solche Einstellung zu den Direktionen versuche ich zu überwinden; alle astrologischen Prognose-Verfahren - eben gerade auch die Direktionen - können nichts anderes sein als ein Leitfaden zur Entwicklung des Menschen. Wenn sie als ein solcher aufgefasst werden, dann werden die prognostischen Systeme sogar zu einem notwendigen Instrumentarium der Astrologie. Die Radix des Menschen wird erst durch ihre zeitliche "Auffaltung" in Gang gesetzt und führt den Menschen zu einer dynamische Auseinandersetzung mit sich in seiner Umwelt; so wirkt die aufgefaltete Radix, unsere Wurzel (lat. radix = Wurzel), über die Lebenszeit hinweg persönlichkeitsbildend. Welches aber die geeigneten prognostischen oder besser rhythmischen Systeme sein können, die so etwas leisten können, das ist die Ausgangsfrage. Hier zeige ich, wie das überprüft werden kann und nehme den Leser mit auf die Suche nach einem geeigneten Verfahren, das es erlaubt, die dynamischen Muster des Lebens zu erkennen. Bei Kepler konnte ich fündig werden, seine Methodik erlaubt den Schlüssel für das zu finden, was im Laufe der Lebenszeit an Möglichkeiten im Menschen erwacht."Da es nun manchen hochberühmten Professoren der Philosophie und der Medizin so vorkommt, dass ich eine neue Lehre, und zwar eine durchaus wahre, einführe, so muss dieses Pflänzchen, zart wie alles Neue, mit aller Sorgfalt gehegt und gepflegt werden, dass es in den Köpfen der Philosophierenden Wurzeln schlägt, dass es nicht in einer allzu großen Feuchtigkeit nichtiger Spitzfindigkeiten erstickt, nicht von den Sturzbächen herkömmlicher Anschauungen weggeschwemmt wird oder im Frost allgemeiner Gleichgültigkeit erfriert. Wenn es mir gelingt, dies zu vermeiden, so fürchte ich mich keineswegs vor den Winden der Verleumdungen, die es knicken, noch vor der Sonne einer ehrlichen Kritik, die es versengen könnte.Aus dem Inhalt
1. Komponist Kosmos - und der Mensch schwingt mit1.1 Drei astro-musikalische Analogiegeschichten- "Lebens-Interpret" und "Astro-Pädagoge"
- Lebens-künstlerische Ausstrahlung
- Astro-musikalische Lebenskunst
- Irdisches Orchester
- Musikalisches Miteinander
- Kreatives Leben
- Transite
- Solare
- Lunare
- Sekundäre
- Tertiäre
- Primärdirektionen
- Sekundärdirektionen der Planeten
- Progressive Achsen
- Primärdirektionen
- Prognostische Treffer
- Blinddiagnose
- Keplers Sonnenzeit- und Mondphasen-Direktion
- "Sonnenzeit - Sonnenbogen in AR
- Prognostizierter Charakter
- Keplers Deutungskriterien
- Warnung vor Stundenastrologie
- Überlegungen zu den primären Mond-Direktionen
- Planeten pr in SBAR auf der Ekliptik
- Primäre Planeten-Direktionen im Leben Wallensteins
- Die Tages-Sekundär-Achse
- Zur Bedeutung der Bewegung
- Sekundär-Direktionen der Wallensteinschen Nativität
- Das progressive Direktions-Horoskop der Ermordung Wallensteins
- Regressive Direktionen
- Regressiv der Ermordung Wallensteins
- Sekundär-Direktionen
- Das Problem der Sekundär-Achsen
- Direktionen nach Kepler
- Planetare Sonnenbogen-Direktionen in AR
Leider sind noch keine Bewertungen vorhanden. Seien Sie der Erste, der das Produkt bewertet.
Sie müssen angemeldet sein um eine Bewertung abgeben zu können. Anmelden