Eine Sternkunde, welche die klassischen Sternbilder, auch diejenigen der südlichen Hemisphäre, sowohl phänomenologisch als auch in ihrer mythologischen Bildsprache betrachtet, Dabei entdeckt die Autorin vielfältige Beziehungen zum Tierkreis. Jedes Sternbild erzählt seine eigene Geschichte. In den Sternenmythen der Völker sind diese uns überliefert. Dass diese Geschichten – sprich: die Sternbilder – auch sinnvoll zueinander »passen«, sich ergänzen oder in Polaritäten spannungsvoll zueinander in Beziehung stehen, ist eine Entdeckung, die man durch dieses Buch machen kann.
Wo beginnt der Himmel?
Wenn meine Hypothese sich bewahrheitet, dann kann es nicht gleichgültig sein, an welchem Ort des Himmels die rundwandernde Betrachtung beginnt, dann muss es einen Anfang und ein Ziel geben. Darum gilt es zu untersuchen, ob sich eines der zwölf Himmelshäuser durch eine Besonderheit auszeichnet, die ihm einen Vorrang vor den übrigen zukommen und eine Startsituation erkennen lässt. Der Polarstern als Zentrum und die ihn umgebenden zirkumpolaren Bilder sollen in dieser Frage weiter helfen.Der eingezeichnete Kreis gibt eine Himmelsbreite von ca. 50° an. Die zirkumpolaren Sternbilder innerhalb der Kreislinie sind die »treuen Begleiter« für die mitteleuropäischen Erdbreiten ( 50° Erdbreite. = Lage der Stadt Mainz). Es sind die Sterne, die hier immer Tag und Nacht am Himmel stehen und nie untergehen. Sie umwandern täglich den Polarstern.Die Größe dieses Kreises verändert sich je nach Erdstandpunkt des Betrachters. Am Nordpol reicht er bis zum Horizont, denn dort steht der Polarstern im Zenit, senkrecht über dem Kopf des Beschauers. Dort wandern alle Sterne parallel zum Horizont. Eine Hälfte des Sternenhimmels ist stets zu sehen, die andere Hälfte, die südliche, bleibt immer verborgen. Entsprechend umgekehrt ist es für den Beobachter am Südpol der Erde. Dort bleibt der nördliche Sternenhimmel unter dem Horizont.Am Äquator liegt der Polarstern am Horizont, waagrecht geht der Blick zu ihm hin. Her gibt es gar keine immer am Himmel bleibenden Sterne. Tag für Tag umwälzen alle Sterne das Himmelsrund.Zwischen diesen Extremen gibt es alle möglichen Übergänge. Und immer bleiben eben so viele Sternbilder unter dem Horizont verborgen, wie um den Zenit immer zu sehen sind.Der innerste Kern der nördlichen zirkumpolaren Sternbilder, die in Mitteleuropa die treuen, immer präsenten Begleiter sind, soll nun ins Auge gefasst werden. Zu ihm gehören: Der Drache, der Große Bär, die zarte, kaum sichtbare Giraffe und Kassiopeia und Kepheus. Sieht man die beiden letztgenannten Bilder als zusammengehörend an, dann sind es vier Bilder, die sich gleichmäßig über den Himmel verteilen. Man könnte auch sagen, sie teilen den Himmel unter sich auf. Jedes Bild beherrscht ein Viertel des Himmels, einen Quadranten, wobei der Drachenschwanz noch das Bärengebiet mit durchzieht. Es entstehen gewissermaßen vier Reiche, zu denen jeweils drei Himmelshäuser gehören: Das Reich des Drachens, das Reich des Großen Bären, das der Giraffe und das, in dem Kepheus und Kassiopeia regieren.Eine beherrschende Rolle spielt unter diesen Gestalten der Drache. Mit gewaltigem Schwung durchzieht er den halben Himmel und wendet sich dann abrupt um. Der Große Bär nimmt die Umwendungsbewegung des Drachen auf und führt sie fort. Damit ist eine Richtung in den Himmel eingezeichnet.Als Ausgangspunkt unserer Betrachtung bietet sich die Umkehrung des Drachen an. Hier scheint ein neuer Impuls hereingekommen zu sein, der den Drachen veranlasste, von seiner vorgegebenen Bahn abzuweichen. Das könnte für den künstlerischen Blick Aufforderung sein, an dieser Stelle die Himmelswanderung zu beginnen, zumal noch ein diesen Ort besonders auszeichnender Gesichtspunkt genannt werden kann: Inmitten der Kehre des Drachenhalses liegt der Ekliptikpol, ein rein geistiger Ort, der nur zu denken, nicht mit den Augen wahrzunehmen ist. Es ist der Punkt, an dem die Mittelsenkrechte des Tierkreises, also die Ekliptikachse, die Himmelssphäre durchstößt. Von diesem Punkt sind alle Tierkreisbilder gleich weit eilt lernt. Er ist das Zentrum dieser Sternbilder. Also ein wichtiger Ort, dem Nordpol vergleichbar. Der Drache bringt beide Mittelpunkte miteinander in Beziehung. Er umschlang zunächst den Nordpol, denn wo der Schwanz eines Schlangentieres ist, war einst sein Kopf, dann wandte er sich ab zum Ekliptikpol hin und umlagerte diesen. Aus alten Mythen ist der Drache als Hüter von heiligen Räumen bekannt. Hier hütet er eine geistige Säule, eine gedachte Aase, die durch die Weltenmitte geht und die Achse des Erd- und Himmelsäquators im Winkel von 23,50 schneidet. Dieser bedeutende Pol liegt genau auf der Grenze zwischen dem I haus des Schützen und dem des Skorpions. Durch die Lage des Ekliptikpols am Ende des Schütze-Gebietes bekommt dieses Haus Ouivertürencharakter im großen Himmelsschauspiel.Leider sind noch keine Bewertungen vorhanden. Seien Sie der Erste, der das Produkt bewertet.
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