Dieses Buch behandelt die zodiakal Würden der Planeten in einer bislang noch nie da gewesenen Ausführlichkeit. Domizile, Erhöhungen, Grenzen, Triplizitäten, Dekanate oder Navāmśas bringen die Matrix des Tierkreises mit all ihren vielfältigen Unterteilungen zum Ausdruck und setzen diese in Beziehung zu den sieben Planeten. Wenn man die alten Werke studiert wird deutlich, dass die Würden nicht einfach eine Technik sind, um Stärken von Planeten zu messen, sondern dass sie unterschiedliche Funktionen innerhalb des astrologischen Systems haben. Doch welche Logik steht dahinter? Warum sind die Domizile so angeordnet? Woher kommt die ungleiche Verteilung der Grenzen? Wie sind die Alten darauf gekommen, dass die Planeten auf genau diesen Graden ihre Erhöhung erfahren? Sowohl im Abendland wie in der indischen Tradition wurde die Anordnung der Würden hingenommen, ohne eine Antwort auf diese Fragen zu geben, und die alten Texte schweigen sich hierüber aus. Es ist dem Autor gelungen, den Schlüssel zu finden, der die Verteilung der Würden erklärt. Dabei sind bisher unbekannte Zusammenhänge ans Licht gekommen, die über das System der Würden hinaus ungeahnte Möglichkeiten der Interpretation ermöglichen. Insbesondere durch die Entdeckung des Goldenen Schnitts als einer universellen Proportion, die auch dem klassischen astrologischen System innewohnt, eröffnet Ihnen dieses Buch eine vollkommen neue Perspektive.
Aus dem Inhalt:
- Die galaktische Matrix
- Stärken der Planeten-Hairesis
- Die Jahre der Planeten
- Die Domizile der Planeten
- Triplizitäten, Elemente und Konstitutionstypen
- Die Triplizitätenherrscher
- Die Grenzen der Planeten
- Erhöhung und Fall der Planeten
- Die Dekane und ihre Gesichter
- Peregrinität: Wanderer in der Fremde
- Das Konzept der Vargas in der vedischen Astrologie
Rafael Gil Brand, geboren 1959 in Madrid. Zweisprachig aufgewachsen. Schauspielausbildung. Astrologie-Ausbildung bei José Luis San Miguel de Pablos. Anschließend Psychologiestudium und Ausbildung zum Gestalttherapeuten 1991 Eröffnung des Zentrums für Astrologie in Hamburg. Verfasser zahlreicher Fachbeiträge in deutschen und spanischen Astrologie-Zeitschriften.
Die Erhöhungszeichen
Zunächst möchte ich einen Blick auf die Zeichen werfen, in denen diese Erhöhungen stattfinden. Auch wenn die Erhöhungen in erster Linie als Grade bzw. als Achsen im Tierkreis zu verstehen sind, dürfen wir diese nicht losgelöst vom Zodiak betrachten. Es ergeben sich wichtige Bezüge zwischen den Erhöhungen, den Domizilen, in denen sie stattfinden, und den Sekten.
Hier zuerst die Erhöhungszeichen der Planeten in ihrer zodiakalen Reihenfolge aufgezählt:
Sonne | Widder |
Mond | Stier |
Jupiter | Krebs |
Merkur | Jungfrau |
Saturn | Waage |
Mars | Steinbock |
Venus | Fische |
In den gegenüberliegenden Zeichen liegt der Fall der Planeten. Claudius Ptolemäus ist meines Wissens der einzige antike Astrologe, der eine Erklärung der Erhöhungszeichen liefert (nicht der Grade, die er noch nicht einmal erwähnt). Diese Erklärung beruht auf den Qualitäten und den Himmelsrichtungen, die er den Planeten zuordnet. So assoziiert er die Erhöhung der Sonne in Widder mit dem Frühlingsbeginn, und erklärt die Erhöhung des Saturns im Zeichen gegenüber mit der natürlichen Polarität dieses Planeten zur Sonne. Ebenso assoziiert er die Erhöhung der Venus in Fische mit ihrer feuchten Natur, die im Gegensatz stehe zur trockenen Natur des Merkurs und der Jungfrau. Die Polarität Jupiter-Mars wiederum erklärt er dadurch, dass Jupiter die fruchtbaren Nordwinde und Mars die heißtrockenen Südwinde bewegen soll; die Wasserzeichen werden traditionell mit dem Norden, und die Erdzeichen mit dem Süden in Verbindung gebracht . Die Erhöhung des Mondes im Stier wiederum ergibt sich dadurch, dass der Mond hier zum ersten Mal sichtbar wird, nachdem die Konjunktion mit der Sonne in Widder stattfand.
Diese Begründung lässt sich reduzieren auf die Polaritäten warm/kalt bzw. feucht/trocken. Das ist auch das Argument, das arabische Astrologen wie Ali ben Ragel für die Anordnung der Erhöhungszeichen liefern .
Es gibt aber weitere Beziehungen zwischen den Erhöhungen und den Zeichen, in denen sie stattfinden. Zunächst muss festgestellt werden, dass der Fall eines Planeten nie in eines seiner Domizile fällt – und somit auch keine Erhöhung in eines seiner Exile. Das mag wie eine Binsenweisheit klingen, ist aber nicht selbstverständlich. Vielmehr zeigt es, dass Erhöhungen und Domizile nicht unabhängig voneinander konzipiert, sondern aufeinander abgestimmt wurden.
Es ist aber auch ein weiteres Muster erkennbar: die drei Übeltäter – inklusive Sonne – haben ihre Erhöhung in Zeichen, die im Quadrat und in Opposition zueinander stehen. Wie schon im Kapitel über die Anordnung der Domizile erklärt, entsprechen Spannungsaspekte dem harten, herausfordernden Charakter dieser Planeten. Krebs, das Erhöhungszeichen von Jupiter, befindet sich ebenfalls in einem solchen Aspekt zu den Erhöhungszeichen von Sonne, Mars und Saturn. Gleichzeitig bildet es aber Sextile und Trigone zu den Erhöhungszeichen der übrigen Wohltäter: Stier (Mond), Fische (Venus) und Jungfrau (Merkur). Diese Aspektbeziehungen hängen mit den Dispositoren der jeweiligen Erhöhungen zusammen:
- Sonne ist erhöht im Widder, und sein Dispositor Mars im Quadratzeichen Steinbock;
- Mars ist erhöht im Steinbock, und sein Dispositor Saturn im Quadratzeichen Waage;
- Saturn ist in Waage erhöht, und ihr Dispositor Venus in Aversion hierzu in Fische.
- Venus ist erhöht in Fische, und ihr Dispositor Jupiter im Trigonalzeichen Krebs;
- Jupiter ist erhöht in Krebs, und sein Dispositor Mond im Sextilzeichen Stier;
- Mond ist erhöht im Stier, und sein Dispositor Venus im Sextilzeichen Fische;
Wir sehen, dass die Erhöhungszeichen – ähnlich wie die Domizile der Planeten – Aspektverhältnisse abbilden, die der Natur des jeweiligen Planeten entsprechen. Im Unterschied zu den Domizilen handelt es sich aber nicht um Verhältnisse zu den Domizilen der Lichter, sondern zu der Erhöhung des jeweiligen Zeichenregenten. Das Verhältnis der Erhöhung des Saturns zu Fische entspricht der Beziehung des Hauptdomizils bzw. Mūlatrikoņa von Saturn zu dem Domizil des Mondes (Wassermann/Krebs), insofern folgt es derselben Logik wie die anderen Paarungen. Nur Merkur nimmt wie so oft eine Sonderstellung ein, und wird im eigenen Domizil erhöht.
Es besteht auch ein besonderes Aspektverhältnis der Erhöhungszeichen hinsichtlich der Sekten: die Erhöhungszeichen der Tagplaneten stehen in einem Spannungsaspekt zueinander, während die Erhöhungszeichen der Nachtplaneten in einem entspannten Aspekt zueinander stehen. Der Anführer der Tagessekte ist die Sonne, deren warme und eher trockene Qualität der Härte und Konfrontation der Spannungsaspekte entspricht. Hingegen ist der Anführer der Nachtsekte der feuchte und milde Mond, dem die „weichen“, entspannten Aspekte entsprechen.
Der Leser mag bemerkt haben, dass ich in der oberen Aufzählung die Erhöhungen so behandelt habe, als seien sie Planeten: als ob zum Beispiel die Sonne in Widder wäre, und ihr Dispositor Mars im Steinbock. Wir werden noch sehen, dass manche Deutungsregeln aus der vedischen Astrologie ein Verständnis von den Erhöhungen nahelegen, als seien sie Planeten, die an dieser Stelle präsent sind, oder als würden sie diese Planeten vertreten. Dies wiederum erinnert an eine babylonische Praxis, wonach Fixsterne offenbar Stellvertreter der Planeten sein können, die permanent an einem Ort der Himmelssphäre stehen.
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