Die Achse Löwe/Wassermann
Dem Wassermann gegenüber liegt der Löwe. Beide bilden zwei gegensätzliche Pole, die sich ergänzen. Um wieder eine Metapher aus der unendlichen Vielfalt der Naturerscheinungen hervorzuholen: Die Eiskristalle (eine Wassermannentsprechung) beginnen erst dann zu glitzern und ihre Schönheit zu offenbaren, wenn die Sonne – Herrscherin des Löwezeichens – draufscheint. So zeigt uns wieder einmal die Natur, dass harmonische Vollkommenheit erst durch die Integration von zwei entgegengesetzten Polen entsteht.
Löwe hat mit ICH-Bewusstsein zu tun, mit Individualität, dem Gefühl für Einmaligkeit, mit Zentriertheit, Authentizität, mit Strahlkraft, Wärme und Herzlichkeit. Wer den Göttlichen Funken in sich spürt, sich seiner Einmaligkeit als Mensch bewusst ist, kann sein Herz auch für andere öffnen, sozial und humanitär wirken, kurz: echte Menschlichkeit in den Dienst einer größeren Sache stellen.
Auf der Löwe/Wassermann-Achse geht es um eine Balance von Herz und Geist, Zentriertheit und Distanziertheit, persönlichem Engagement und vernünftiger Zurücknahme, größtmöglichem ICH-Bewusstsein und der Einsicht, als kleines Rädchen im großen Getriebe eine Funktion zu erfüllen. Falls das Löweprinzip zu wenig entwickelt ist, wenn statt ICH-Bewusstsein Unsicherheit da ist und auch noch der Zugang zum Herzen versperrt ist, kann der Wassermann zu cool, herzlos, ja eiskalt werden. Distanziert und völlig abgeschnitten vom Menschlichen-Allzumenschlichen ist er auch noch stolz, dass er nie weint oder Gefühle zeigt.
Zu viel Distanzierung kann zu großer Überheblichkeit führen. Das ICH-Gefühl des Löwen wird sein Schatten. Der Anspruch, etwas Besonderes zu sein, ist da, aber das Gefühl für die eigene Einmaligkeit fehlt; er weiß nicht, wer er eigentlich ist. So wird er zu einem aufgeblasenen Typ, zu einem Spinner, Utopisten, Sonderling, völlig unberechenbar. Seine Lebensmaxime ist das von der Norm Abweichende, das Außergewöhnliche und Extravagante. Er wird zum Exzentriker (ex zentrum: aus dem Zentrum, von der Mitte abweichend), beansprucht für sich einen Sonderstatus, den er anderen Menschen nicht zugesteht. Er will nehmen, kann aber nicht wirklich empfangen, weil er sein Herz nicht öffnen kann. Sein rebellisches Verhalten schützt ihn vor langfristigen, beständigen Partnerschaften oder Freundschaften. Er sucht sich eine elitäre Gruppe, in der er sich besonders fühlt, aber innerlich auf Distanz bleiben kann. Das natürliche Gruppenbewusstsein und der Teamgeist des Wassermannes werden in der Zerrform zu einem Gruppenzwang: Dazugehören um jeden Preis! Weil das Gefühl für die eigene Individualität fehlt, findet die Identifikation über die „besondere Gruppe“ statt.
Wenn der Wassermann zu sehr abhebt, kann er den Boden unter den Füßen verlieren. Er ist nicht mehr berührbar, nimmt nichts mehr ernst und macht sich über alles lustig. Mangelnde Bodenhaftung kann ihn auch zum Lehnstuhlphilosophen werden lassen, der für alles eine Patentlösung hat, aber nichts auf seine Tauglichkeit überprüft. Er ist nicht mehr in der Lage, seine theoretischen Konzepte (Wassermann) mit Leben (Löwe) zu erfüllen. Wenn er einmal in seinen geistigen Höhen angekommen ist, will er nicht mehr hinunter auf den Boden der Realität. So wird die Spanne zwischen Idee und Wirklichkeit immer größer. Vielleicht verschanzt er sich in einem Elfenbeinturm, experimentiert als besessener Wissenschaftler ohne Herz und kommt gar nicht auf die Idee, was mit seinen Erfindungen alles angestellt werden kann. Dann ist die Hybris greifbar nahe. Der Wassermann interpretiert seine (selbst verursachte) Einsamkeit oft als Unverständnis für sein Genie.
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