Ausgehend vom männlichen und weiblichen Prinzip, das er eingehend in Mythologie, Psychologie und Philosophie untersucht, erläutert der Autor, wie sich dies auf die Entwicklung der Persönlichkeit auswirkt (Puer- und Senex-Typ). Im nächsten Schritt werden die vier Elemente und die vier Temperamente, aber auch neuere Typenlehren wie die von C.G. Jung oder Kretschmer vorgestellt und astrologisch erklärt. In einem großen Bogen beschreibt der Autor, wie die vier elementaren Kräfte für die Grundfunktionen der Persönlichkeit stehen und welche wichtige Rolle ihnen bei der Deutung eines Horoskops zukommt.
Horst Bredthauer (1939), Studium der Pädagogik, Psychologie, Biologie und Geschichte. Danach im Lehramt tätig. Seit 1988 intensive Beschäftigung mit Astrologie, seit 1995 als astrologischer Berater tätig.
Feuer - Wasser - Erde - Luft
Seit Urzeiten erleben die Menschen „die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde“ als ständig allgegenwärtige elementare Naturkräfte und zwar mit ambivalenter Wirkung: Sie erhalten seine Existenz, aber bedrohen sie auch von Zeit zu Zeit. Neuerdings erhalten die Elemente auf Grund der Suche nach alternativen Energiequellen noch eine gesteigerte Aktualität. So nimmt es nicht Wunder, dass auf Grund dieser Erfahrungen die Menschen des entstehenden Europa im 5. Jahrhundert vor Christus in Griechenland und Italien der Philosophie des Empedokles anhingen, nach der die vier Elemente „Urstoffe“ seien, aus dem alles Seiende, einschließlich aller Lebewesen, in nterschiedlichen „Mischungsverhältnissen“ bestehen.Etwas später, um die Wende vom 5. zum 4. Jahrhundert vor Christus, gelangte Platon zu der Auffassung, dass die vier Elemente als „Amme des Werdens“ Urkräfte sind, die alles in der materiellen Welt Erscheinende hervorbringen. Zu dieser Zeit erschien auch die Schrift ÜBER DIE NATUR DES MENSCHEN“ von Hippokrates und/oder seinem Schwiegersohn Polybos, nach der die vier Elemente über entsprechende vier „Körpersäfte“, den „Quattuor Humores“, auch ständig im Körper des Menschen wirksam sind und entsprechend ihrem jeweiligen Mischungsverhältnis auch das „Temperament“ des Menschen bestimmen, also bestimmte persönliche Charaktereigenschaften des Menschen hervorbringen. Hinzu kam die Auffassung, dass der Mensch im Falle eines entstehenden „Ungleichgewichts“ der vier Säfte bzw. der vier Elemente (zu starkes Überwiegen oder zu starker Mangel eines Saftes) krank würde. Dieses Denkmodell hat gute 2000 Jahre die medizinische und philophisch-anthro-pologische Wissenschaft in Europa maßgeblich bestimmt bis die aufkommende Naturwissenschaft die Vier-Säfte-Lehre entscheidend in Frage stellte und als herrschendes Denkmodell zu Fall brachte. An die Stelle der vier Humores wurden andere, deutlich zahlreichere Wirkstoffe im Körper des Menschen angetroffen, die „Hormone“. Doch damit war neben der Alchemie auch die Astrologie ins Mark getroffen, fußt diese doch darauf, dass ihre wirkenden Prinzipien drei Feuerzeichen, drei Luftzeichen, drei Wasserzeichen und drei Erdzeichen sind, die auch in der Persönlichkeit des Menschen wirksam sind! Zum Glück für die Astrologie konnten aber schon der pythagoreische Arzt Alkmaion (500 v. Chr.) und Platon zu der Ansicht gelangen, dass die vier Elemente zwar in der materiellen Welt erscheinen, aber letztlich ihrem Wesen nach nicht stofflicher sondern geistiger Natur seien: Sie stellen geistige Kräfte dar, denen ganz bestimmte „Qualitäten“ zukommen, an denen sie erkennbar sind. Als solche wirken sie im Mikrokosmos Mensch genauso wie im Makrokosmos. Um dies in der Sprache von C. G. Jungs Psychologie auszudrücken: Es handelt sich hier nicht um ein primär auf der stofflichen Ebene stattfindendes kausales Geschehen, sondern zunächst um ein auf der geistig-seelischen Ebene stattfindendes akausales, synchronistisches Geschehen, das nur analog und im Sinnzusammenhang erkennbar ist. So ordnete Platon z.B. dem Feuer-Element neben den grundlegenden Qualitäten wie „warm und trocken“ (Alkmaion) noch weitere hinzu wie „beweglich, spitz, schneidend und scharf“. Aber auch in unserer heutigen Volkssprache verbinden wir die vier Elemente mit Qualitäten, die auch unsere Persönlichkeit charakterisieren bzw. durch diese zum Ausdruck gebracht werden können. Wenn wir z.B. sagen, dass jemand „Feuer und Flamme“ ist, meinen wir, dass er begeistert ist. Sagen wir, dass jemand ein „windiger“ Typ oder ein „Luftikus“ ist, meinen wir, dass er oft mit anderen in Kontakt tritt, aber zugleich auf seine Unabhängigkeit bedacht ist bzw. unverbindlich bleibt. Sagen wir, dass jemand Vorstellungen „verwässert“, meinen wir, dass er diese wandelt, da er sie mit anderen verbindet bzw. vermischt. Sagen wir, dass jemand „bodenständig“ bzw. „gut geerdet“ ist, meinen wir, dass er realistisch und praktisch mit den Dingen umgeht. Damit haben wir uns dem Hauptthema dieser Schrift genähert, nämlich aufzuzeigen, dass die vier Elemente, die für uns in so sinnlich-anschaulicher Weise das Naturgeschehen bedingen, auch in unserer Persönlichkeit wirken, was an ihren grundlegenden und vielfältigen Qualitäten erkennbar wird.Dabei war es nun auch für den Verfasser dieser Schrift überraschend, dass sich die Qualitäten der vier Elemente keineswegs nur in der sich über 2000 Jahre entwickelten Temperamentenlehre auffinden lassen, sondern auch in dem Bestand neuerer psychologischer Erkenntnisse über die Persönlichkeit, seien es die Typenlehren von C. Huter, E. Kretschmer, W.H. Sheldon, C. G. Jung und F. Riemann, seien es die internationalen Klassifikationen der Persönlichkeitsstörungen „ICD-10“ und „DSM-IV“, sei es die Entwicklungspsychologie oder seien es Traumanalysen der Jungschen Schule. Immer zeigen sich in beeindruckender Weise dieselben persönlichkeitsbildenden vielfältigen Qualitäten der vier Elemente. So war es dem Verfasser möglich, entsprechend der unterschiedlich betonten Wirkung der vier Elemente in der Persönlichkeit in Übereinstimmung mit dem vorliegenden psychologischen Wissensstand vier Grundtypen der Persönlichkeit vor allem auch im Hinblick auf ihre innere Psychodynamik zu beschreiben. Damit sind aber auch die zwölf Urprinzipien („Archetypen“ im Sinne Jungs) der Astrologie als Modalitäten der vier Elemente im Sinne der „Psychologischen Astrologie“ fester begründet, wie sie innerhalb ihres Systems auf den Ebenen der Zeichen, Häuser und Planeten auch als Gestaltungsprinzipien der Persönlichkeit zur Darstellung kommen. Der Leser erfährt hier also nicht nur etwas über die Wirkung der vier Elemente und ihre Psychodynamik in der Persönlichkeit, sondern auch zugleich Grundlegendes über deren Modalitäten, die Tierkreis-Prinzipien.Da nun die Elemente Erde und Wasser die Pole der weiblichen Seite und die Elemente Feuer und Luft die Pole der männlichen Seite eines jeden Menschen, ob Frau oder Mann, bestimmen, wird so zugleich ein umfassenderes, von Vorurteilen befreites Verständnis vom Weiblichen und Männlichen vermittelt. Astrologisch gesehen handelt es sich um das lunare bzw. Mond-Prinzip und um das solare bzw. Sonnen-Prinzip, sodass deutlich wird, was es mit den beiden „großen Lichtern“ Mond und Sonne im Horoskop auf sich hat. Ein Ungleichgewicht von weiblichem und männlichem Prinzip führt nicht nur im Menschen als Einzelwesen zur Ausbildung zweier unterschiedlicher Persönlichkeitstypen, sondern hat auch im Zusammenleben der Menschen, also auf der gesellschaftlichen Ebene – wie die Geschichte der Menschheit erkennen lässt – zur Entstehung zweier unterschiedlicher gesellschaftlicher Lebensformen, dem Matriarchat und Patriarchat geführt. Während der griechischen Antike – astrologisch gesprochen, während des Zeitalters des kardinalen Feuerzeichens Widder – entwickelte sich in Europa ein Patriarchat. Erst in neuester Zeit ist dieses im Abbau begriffen. Auf diesem gesellschaftlichen Hintergrund wird die Gleichsetzung Saturns als dem herrschenden Planeten im Zeichen Steinbock, der kardinalen Modalität des weiblichen Elements Erde, mit der Melancholie verständlich. In der herkömmlichen Astrologie galt Saturn zunächst nur als „Übeltäter“, bis er, passend zum erwähnten allmählichen Abbauprozess des Patriarchats in der neueren Gesellschaft, in der heutigen Psychologischen Astrologie auch als der bewusstseinsschaffende Lernplanet par excellence begriffen wurde. Die Schlüsselfunktion des Saturn im System der Psychologischen Astrologie kommt hier also grundlegend zur Darstellung.Für das Erfassen der individuellen Gewichtung der vier Elemente in einer Persönlichkeit mit Hilfe des Geburtshoroskops wird im Schlussteil dieser Schrift der Versuch unternommen, über die gängige Praxis hinaus, zusätzliche Interpretationshilfen zu entwickeln.Leider sind noch keine Bewertungen vorhanden. Seien Sie der Erste, der das Produkt bewertet.
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