Einleitung

Dieses Buch wendet sich an denjenigen, der schon versteht, ein Horoskop zu erstellen, und die Grundlagen der Horoskopinterpretation kennt. Tierkreiszeichen und Häuser werden ihm dann schon begegnet sein. In vielen astrologischen Veröffentlichungen werden einfach die überlieferten Deutungsregeln stereotyp wiederholt. Versucht man für sie statistische Bestätigung zu finden, so ist das offenbar extrem schwierig, denn alle bisherigen Bemühungen in dieser Richtung sind gescheitert oder konnten keine allgemeine Zustimmung finden. Das hat manche Astrologen bewogen, die Häuser nicht mehr zu berücksichtigen. Einige wenige gehen noch weiter und verzichten sogar auf die Deutung der Tierkreiszeichen - darunter so prominente Astrologen wie John Addey.Wir können auf die Problematik der Interpretationsregeln von Häusern und Tierkreiszeichen hier nicht weiter eingehen, zu deren Klärung umfangreiche statistische Studien notwendig wären. Wir wollen uns hier stattdessen auf die überlieferte und logisch naheliegende Analogie zwischen dem Tierkreis und dem Häuserkreis konzentrieren und auf alles, was aus ihr abzuleiten ist! Dabei orientieren wir uns nicht an den umstrittenen Bedeutungsinhalten der Häuser und Tierkreiszeichen, sondern fassen sie als Markierungspunkte bezüglich des Tages- und des Ekliptiklaufs von Sonne, Mond und den Planeten auf - und zwar (in konsequenter Analogie der traditionellen Häuser-Zeichen-Analogie) als Markierungspunkte, die sich gegenseitig entsprechen!Dieses Vorgehen wird sich als überraschend fruchtbar erweisen. Es wird tiefere Einsichten in die Plausibilität der vielen verschiedenen Häusersysteme gestatten, als es bisher möglich war. Es wird die Frage beantworten, was genau unter der astrologisch relevanten Zeiteinheit des Tages zu verstehen ist; wir werden dabei entdecken, dass die bisherige Definition, die aus der Astronomie übernommen wurde, für die Astrologie nicht geeignet ist. Als vermutlich wichtigste Folgerung werden wir daraus den einschneidenden Schluss ziehen, dass die bisherigen Methoden, Tageshoroskope, Sekundär- und Tertiärdirektionen zu berechnen, mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht korrekt sind, sondern nur zu annähernd richtigen Ergebnissen führen! Wir bleiben jedoch nicht bei destruktiver Kritik stehen, sondern sind aufgrund der hier entwickelten, neuen, astrologisch wohl endlich exakten Definition des Tages in der Lage, die richtige Berechnungsmethode anhand vieler Beispiele vorzuführen. Das stellt einen echten Erkenntnisfortschritt innerhalb der Astrologie dar und sollte von jedem praktizierenden Astrologen Berücksichtigung finden.In ihren theoretischen Grundzügen habe ich die neuen Konzepte schon in meinem Buch Philosophie und Grundprobleme der modernen Astrologie vorgestellt; dort wurden auch ausführlich die Grundfragen der Astrologie nach Vorherbestimmung des Lebens, Willensfreiheit, der Natur des astrologischen "Einflusses" usw. diskutiert. Hier will ich den Schwerpunkt mehr auf die Auswirkungen der neuen Konzepte für die astrologische Praxis legen. Insofern ergänzen sich beide Bücher ideal.Besondere praktische Bedeutung kommt auch der Analyse des gegenseitigen Verhältnisses der verschiedenen Direktionssysteme zu. Einerseits wollen wir verstehen lernen, was die tradierten Schlüssel, etwa der Sekundärdirektionen1 Tag ~ 1 Jahr,eigentlich bedeuten, zum anderen werden wir gewisse Regeln finden, die es erlauben, neue, für die zukünftige Astrologie möglicherweise wertvolle Direktionsschlüssel abzuleiten.Zum Abschluss werfen wir noch einige interessante Ausblicke jenseits der Grenzen der modernen westlichen Astrologie: auf exotische Örter und auf den Kreis der Sternbilder, der sich als dritter astrologischer Koordinatenkreis mit einigen guten Gründen dem Tier- und dem Häuserkreis ebenbürtig hinzugesellen könnte.Auszug: © Engelsdorfer Verlag (2007)