Denken und Wollen
Um das Hauptthema »Die Magie der Begegnung« im astrologischen Sinne verstehen zu können, ist es nun notwendig, astrologisches Neuland zu betreten. Die wichtigste Grundlage dafür bildet die Erkenntnis von Polaritäten. Allerdings nun eben nicht nur die Polaritäten, die in selbstverständlicher Weise von Natur aus in jedem Horoskop enthalten sind. Es sind, das wurde schon angedeutet, Polaritäten, die sich erst mit einem Raum bilden, den das Horoskop eben gerade nicht erfassen kann: Dem Raum der Freiheit.
Hier spreche ich auch von einer Art »Sphäre der Freiheit«, durchaus in Analogie zu den bekannten Planetensphären. Denn neben der Erkenntnis oder der Bildung von Polaritäten ist es im Hinblick auf die Frage der lebendigen seelischen Entwicklung (oder der Entwicklung von Beziehungen) auch wichtig bzw. im Sinne Goethes noch wichtiger, die erkannten Gegenpole in einer gewissen Weise zu ‚steigern‘. Wie könnte man sich diese »Steigerung« nun also vorstellen? Das ist die wichtigste Frage.
Zwei Bedeutungsebenen der Planeten
Von wesentlicher Bedeutung ist es hier, zwei verschiedene Bedeutungsebenen der Planeten zu unterscheiden. Auf der einen Bedeutungsebene geht es um die Planeten im Horoskop, so wie man sie kennt. Die zweite Bedeutungsebene hat nun etwas mit dem zu tun, was ein Mensch selbst aus dieser »Sphäre der Freiheit« heraus unternimmt. Es war eine besondere Entdeckung für mich, zu erkennen, dass sich die freien Taten eines Menschen genauso in der Sprache der Planeten ausdrücken lassen, wie die Planetenkräfte im Horoskop selbst. Jeder Mensch kann aus sich selbst heraus »Mars« sein, »Venus« sein, »Merkur« sein, »Sonne« sein usw. Auf der ersten Ebene der Bedeutungen, der Ebene des eigentlichen Horoskops, ist er das natürlich auch. Aber er ist es, wie schon mehrfach betont wurde, instinktiv oder aus Neigung heraus. Die Bedeutungen, die die Planeten im Horoskop haben, zeichnen sich alle durch einen gewissen Selbstbezug aus. Sie beziehen sich auf den gewordenen Menschen. Es gibt jedoch auch die unterschiedlichsten Bestrebungen von Menschen nach seelisch geistiger Weiterentwicklung, also danach, aus dem bloß Gewordenen heraus zu kommen und einem höheren Ziel des Menschseins zuzustreben. Das bekannteste Beispiel aus früheren Zeiten, aber immer noch aktuell, ist hier der achtgliedrige Pfad des Buddha. Dort wird vom rechten Denken, rechten Handeln usw. gesprochen, ganz offenbar im Unterschied zu einem unrechten Denken oder unrechten Handeln. Bei diesem ist ganz offensichtlich das instinktive, unbewusste Denken oder Handeln gemeint. Dies im polaren Gegensatz zum rechten Denken, rechten Handeln usw., das auf eine eigene, freie, bewusste Entscheidung hindeutet.
Aber auch im Christentum, also in den Evangelien, sind zahlreiche Hinweise zur individuellen seelisch geistigen Weiterentwicklung verborgen. Man denke nur an das berühmteste Beispiel »Liebe deine Feinde«. Normalerweise würde man seine Feinde instinktiv ablehnen. Das »Lieben« der Feinde kann man deshalb auch als eine eigene freie Tat verstehen. Ähnlich wäre es mit diesem Teilsatz aus dem Vaterunser: »...wie auch wir vergeben unsern Schuldigern…«. Instinktiv würde man wohl eher die Schulden, die andere bei einem haben, nicht vergeben, aber man kann sich durchaus auch selbst überwinden und vergeben und verzeihen, also Schulden erlassen. Eine besondere Anregung bildeten für mich die Ausführungen Rudolf Steiners in seinem Buch WIE ERLANGT MAN ERKENNTNISSE DER HÖHEREN WELTEN? Im Laufe der Zeit erkannte ich immer deutlicher, dass es mit einer Unterteilung in zwei Bedeutungsebenen der Planeten, die sich in gewisser Weise polar gegenüberstehen, möglich wird, einerseits der Wirklichkeit eines Horoskops Rechnung zu tragen und andererseits dabei aber auch die Idee eines freien Menschen zu würdigen. Mein Anliegen war es, aus der eigentlichen Horoskopdeutung herauszukommen und eine Sphäre definieren zu können, die in Bezug steht zum höheren Wesen eines Menschen. Hierbei half mir die Erkenntnis, dass es im Seelischen nach alter philosophischer Tradition ebenfalls eine Urpolarität gibt. Das ist die Polarität von Denken und Wollen.
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