Mia Leene (1924 - 1993) war Heilpraktikerin und jahrelang Dozentin an der Akademie für Naturhielkunde in Bloemendaal.

Die zwölf Nidanas und ihr Charakter nach den arabischen und östlichen Auffassungen

WidderAvidya (Sanskrit): UnwissenheitAvicenna: WilleEs wird dem Widder ein Gefühl des Unbehagens geben, wenn ihm Unwissenheit nachgesagt beziehungsweise zugesprochen wird; dennoch liegt hierin eine Wahrheit, die mit seiner Impulsivität zu tun hat. Diese lässt ihn oft die Vernunft aus den Augen verlieren. Und das wiederum geht zurück auf die ägyptische Lehre, nach der Mars-Horus an einem ausgestochenen Auge und einem gebrochenen Knie leidet — eine Verletzung, die er sich im Kampf mit Set zugezogen hat, welcher die Personifikation des Bösen ist. Ein Gleichnis davon gibt es in der nordischen Mythologie: Loki ließ den Gott des Guten, Baldur, vom blinden Hödur mit einem Mistelpfeil töten. Loki und Set sind also dieselben.Mars spornt seinen Diener Widder vor allem zu einem mutigen aber auch impulsiven Kampf mit dem Bösen an, in dem er sich selbst völlig vergißt. Daher ist wohl Selbstvergessenheit nötig, um zu einem Resultat zu gelangen. Die Selbstvergessenheit, die Opferbereitschaft des Widders findet sich sehr gut ausgedrückt im Bild des Lammes, das zur Schlachtbank geführt wird. Den gleichen Aspekt drückt auch die Figur des Michaels aus, der den Drachen erschlägt.Nach dem Sanskrit, also der östlichen Astrologie, muss Avydia (Unwissenheit) aufgehoben werden durch Vydia (Wissen). Die Kenntnis macht den Widder-Typ zu einer Gestalt, die das Böse auf definitive Weise zerschlägt und dabei selbst nicht verwundet wird. Dies ist das Bild des ursprünglichen Horus, der noch »heil« war, bis sein Vater Osiris von Set ermordet wurde. Wenn jedoch das Göttliche oder das Licht von Ptah (der Vater des Osiris) wieder auferweckt wird, dann könnte der Widder als Marsmensch wieder heil sein und sich wie einer von den Wissenden verhalten. Dann könnte auch das »Licht in seinen Augen« (die Augen als Spiegel der Seele) wieder vollauf scheinen, und er könnte dann aufs neue fest (mit heilen Knien) im Leben stehen, in Harmonie mit Saturn, dem alten Weisen, der im menschlichen Organismus die Knie regiert.Avicenna setzt zum Widder den »Willen«. Niemand wird leugnen, dass der Frühlingstyp keinen Mangel an Willenskraft hat, aber es ist allgemein bekannt, dass er nicht an einem Übermaß von Durchsetzungsvermögen leidet. Willenskraft ist relativ, genauso wie Impulsivität und Übermut. Der Wille kann jemanden »blind« machen für edle Einflüsterungen und so den Menschen, in dem er regiert, zum Himmel oder zur Hölle führen. Diese Tatsache kann nur der Willensstarke erkennen in dem Augenblick, wenn er plötzlich »zu sich selbst« kommt, das heißt sehend wird.Wille und Unwissenheit werden also hier von der arabischen und der östlichen Astrologie einander gleichgestellt, wodurch die falsche Anbetung des Willens, wie in einigen Lehren angeraten wird, an den Pranger gestellt wird. Wissen und Wille führen zum edlen, vernünftigen Mut, der den Widder zieren müsste und den er leicht erwerben könnte, weil die Wiederherstellung seiner »Sicht« und seiner »Knie« sehr wohl möglich ist. Es geht bei ihm um »Sehen« und »Knien«.Nicht ohne Grund trifft Set/Mars-Horus in die Knie, denn die Mars-Typen haben mit dem Sonnen-Typ die Arroganz oder den Hochmut gemein; beide leiden an einer Missbildung des Mutes, denn Zorn entsteht durch eine vermeintliche Verkennung oder Beleidigung. Einsicht bringt hier die Auflösung, gepaart rnit Energie oder Willenskraft.