Renzo Baldini beschäftigt sich seit 1974 mit Astrologie, dabei vor allem mit den psychologischen und entwicklungsrelevanten Aspekten. Er ist Buchautor und seine Artikel erscheinen in den wichtigsten astrologischen Zeitschriften in Italien. Seit 1999 ist er Vertreter der CIDA für die Toskana Er lebt und arbeitet in Florenz, hält regelmäßig Einzel- und Gruppenkurse und ist auch als beratender Astrologe tätig. Die Bedeutung des Vertex
Bisher ist der Vertex hauptsächlich in der Partnerschaftsastrologie bei Horoskopvergleichen oder Compositen zur Verwendung gekommen und hat vornehm-lich zum besseren Verständnis sogenannter schicksalhafter oder karmischer Begegnungen gedient, bei de-nen die Individuen selbst wenig oder keinen Einfluss haben.
Wir kommen seiner wahren Bedeutung näher, wenn wir ihn aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Wir haben gesagt, dass der Vertex als der AC betrachtet werden kann, den wir hätten, wenn unser IC ein MC wäre, und können ihn also als den Aszendenten des IC betrachten; psychologisch betrachtet stellt der IC un-sere tiefsten seelischen Bedürfnisse dar. Er ist der Ort der Seele, des Unbewussten, der Familie und des Ursprungs; hier haben wir unsere Wurzeln. Dies ist der Bereich der instinkthaften Reaktionen, unseres Bedürfnisses nach Sicherheit und Identität; wenn wir dies alles nach Außen verlagern, es also in den Süden unseres Horoskops setzen und wie ein Medium Coeli behandeln, dann ist der sogenannte Vertex nichts anderes als der Aszendent unserer unbewussten Persönlichkeit, des Wesens unserer Seele.
Aus astronomischer Sicht ist der Vertex der westliche Schnittpunkt von Ekliptik und Erster Vertikale; durch seine Lage im westlichen Bereich ist er den Beziehungen, zwischenmenschlichen Kontak-ten, der Verbindung zur Außenwelt zugeordnet. Deshalb können wir sagen, dass dieser „Punkt“ auch für die Rolle steht, die dem Individuum in der Gesell-schaft zugedacht ist, in der es lebt, somit steht er in Verbindung zur „Art und Weise“, in der wir auf die Außenwelt zugehen oder auf diese reagieren; außer-dem wäre der Vertex, wie Sergio Ghivarello es sehr gut ausdrückt, „verbunden mit den Beziehungen, durch die wir existentielle Dimensionen wahrnehmen, die vom Gewohnten und Üblichen abweichen“. Diametral entgegengesetzt, also im östlichen Bereich, finden wir den Antivertex.
Auf psychologischer Ebene könnten wir die Hypothese wagen, die Achse AC/DC mit dem Ich zu verbinden, die Achse IC/MC mit dem Über-Ich und die Achse Vertex/Antivertex mit dem freudiani-schen Es, also dem “Brunnen der Begierden, auf dessen Wänden die Geschichte der Befriedigungen und Frustrationen verzeichnet ist“.