
Archetypische Phasen und individuelle Rhythmen
Ebenso, wie es dem Menschen in die Wiege gelegt wurde, nein zu sagen, kann er sich zu einem ja durchringen, beziehungsweise hinarbeiten. Es liegt in seinen Möglichkeiten, sich wieder und wieder abzuschneiden oder sich letztendlich zu verbinden. Der Sog, die Anziehungskraft der Verliebtheit (die so genannte Chemie) unterliegt einem höheren Gesetz. Was wir daraus machen, untersteht unserem Willen. Jeder Mensch, der mehrere Beziehungen hinter sich hat, weiß, dass eine unterschiedliche Dynamik herrscht – obwohl er doch immer der Gleiche ist. Jede Partnerschaft hat ihre eigenen Gesetze, ihre eigene Erlebnisabfolge. Diesen individuellen Rhythmus von Zu- und Abwendung, in guten und in schlechten Phasen, von schwierigen, auseinandersetzungsreichen und harmonischen Zeiten beschreibt der Siebener-Rhythmus.
Im Composit beginnen wir mit dem Aszendenten und setzen ihn mit dem Zeitpunkt des ersten Treffens gleich. Dieses System gibt uns Auskunft über das gemeinsame »Dritte« und seine Entwicklungsstufen. Diese sehen von Paar zu Paar, von Partnerschaft zu Partnerschaft unterschiedlich aus. Es gibt Beziehungen, die mit einem Knall beginnen, und es gibt endlos lange Wartezeiten, bis überhaupt einer bemerkt, dass eine Begegnung stattfand. Über manchen Beziehungswegen leuchtet zu Beginn ein heller Stern, der sich mit der Zeit verdunkelt. Andere wiederum beginnen ihren Weg in Feindschaft, Hass, Dürre und Trockenheit und erleben später einen warmen, wohltuenden Regen. Es ist wichtig, dass ein Paar, das in den heftigen Wogen seiner Gemeinsamkeit unterzugehen droht, einen »Navigationsplan« an die Hand bekommt, der es lehrt, die bedrohlichen Stürme zu meistern. Die Phasen und Auslösungen des Composits sind durchaus mit einem solchen Plan vergleichbar. Sie ziehen den Blick der »Verirrten« weg vom Dunkel der Probleme und richten ihn auf den erhellenden Sinn. Er vermag ihnen Mut, Kraft und Einsicht zu geben.
Auch das zweite hier im Buch beschriebene System der Transite gibt ein Werkzeug an die Hand, eine Beziehungssituation zu beleuchten. Nur dass sich der Lichtstrahl ganz auf einen selbst, auf die eigenen Aufgaben wirft. Jede Persönlichkeit besteht aus verschiedenen Teilaspekten, jede Seele birgt die unterschiedlichsten Räume. Oder wie ich es nenne: jeder Mensch ist multipel und besteht aus verschiedenen inneren Personen. So ist eine der eigenen inneren Personen zuständig für Beruf und Berufung, eine für die Durchsetzung, eine für die Mutterschaft und so weiter; die Radix-Venus ist beispielsweise Trägerin des Themas Partnerschaft. Dieser Person und ihren durch Zeitqualität gestellten Aufgaben kommen wir am besten auf die Spur, wenn wir uns die Transite anschauen. Die Entwicklung unserer Beziehungsfähigkeit unterliegt gleichermaßen archetypischen Phasen und individuellen Rhythmen. Beginnend mit der Eltern-Kind-Beziehung ist der Mensch zuerst einmal »Nehmer«. Ohnmächtig ist er dem ausgeliefert, was er bekommt. Die Art und Weise, wie seine Eltern ihn behandeln und wie sie zueinander stehen, prägt seine individuelle Beziehungsstruktur. Mit dem Trotzalter löst er sich aus dem »Wir« und nimmt sich zum ersten Mal als »Ich« wahr. In der Pubertät wiederholt er mit noch heftigeren Abgrenzungen diesen Ablösungsprozess. Jetzt kann er sich einem gegengeschlechtlichen Partner zuwenden. Er erlebt zum ersten Mal Ebenbürtigkeit in der Partnerschaft. (Seine Eltern waren ja »größer« als er.) Bis zur ehelichen Bindung hat er noch viel zu lernen. Erst wenn er Kinder hat, ist er der Größere, der Verantwortliche. Er erlebt eine neue Beziehungsform. Auch seine Partnerschaft unterliegt zu diesem Zeitpunkt einem Wandel, aus einem Liebespaar wird ein Elternpaar. Sobald die Kinder erwachsen sind, muss er die Verantwortung wieder abgeben. Bis dahin ist seine Partnerschaft gereift, er braucht den Partner nicht mehr so dringend, die Abhängigkeiten schwinden. Ist die Beziehungsperson weise geworden, werden bis zum Tod alle Bindungen gelöst sein.
Innerhalb dieser Abfolge gibt es viele Hürden und Blockaden. Manch einer sitzt ein Leben lang auf Stufe eins, in kindlicher Abhängigkeit. Ein anderer schafft es nie, seinen Trotz zu überwinden. Nehmen wir einmal an, da gäbe es jemanden, der Stufe um Stufe seiner Entwicklung folgend das Beziehungsziel erreichen würde. Wäre er glücklicher als wir anderen, die an der einen oder anderen Etappe kauen, als sei sie aus Hartgummi? Ich denke schon: Ordnung lässt die Liebe gelingen und gedeihen, denn die vielen Probleme, die wir in unseren Partnerschaften vorfinden, lassen darauf schließen, dass nicht sehr viel Ordnung herrscht. Wo wir festhängen, welcher Entwicklungsschritt zu einem bestimmten Zeitpunkt der richtige ist, darüber geben uns die Transite über die Venus Auskunft. Gott sei Dank wird uns keine Chance nur einmal offeriert. Die gesetzmäßige Rückkehr der Planeten legt uns wieder und wieder das gleiche »Päckchen« vor die Füße, bis wir es ganz entwickelt und uns den Inhalt ein-ver-leibt oder besser gesagt ein-ver-seelt haben.
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