
Donna Cunningham (1942) ist eine der führenden Astrologinnen in den USA. Lange vor dem großen Boom hatte sie mit "Moon Signs" einen Welt-Bestseller über die Einflüsse des Mondes geschrieben.
Warum tun Sie's nicht?
Fühlen Sie sich immer noch nicht gerüstet, eine Horoskopdeutung vorzunehmen, obwohl Sie die Astrologie schon seit einer Reihe von Jahren studieren? Oder nehmen Sie schon seit einer ganzen Weile Deutungen vor, fühlen sich aber überfordert, wenn Sie mit den Problemen Ihrer Klienten konfrontiert werden? Wenn es Ihnen so geht, dann sind Sie nicht allein. An meinen Workshops für verschiedene astrologische Organisationen auf der ganzen Welt stelle ich immer wieder mit Erstaunen und Entsetzen fest, dass kluge, umsichtige Studenten, die anscheinend viel zu bieten haben, kurz vor dem Schritt zum praktizierenden Astrologen innehalten. Oft bleiben sie fünf, sechs oder gar zehn Jahre stecken, ohne den letzten Schritt zu tun. Viele andere machen gelegentlich Deutungen, sind aber mit ihren Leistungen selbst nicht zufrieden oder haben nicht genug Selbstvertrauen, um eine Praxis aufzubauen.
Nachdem ich dieses Phänomen eine Weile beobachtet hatte, kam ich auf die Idee, dass eine Diskussion in einer größeren Gruppe helfen könnte, und so begann ich, an Workshops und Konferenzen Diskussionsrunden unter dem Motto «Warum tun Sie's nicht?» anzubieten. Die Räume waren überfüllt mit fortgeschrittenen Studenten und Berufsanfängern, die ein Forum suchten, um über ihre Sorgen und Unsicherheiten zu reden. In diesem Buch werden wir uns mit den Themen beschäftigen, die in den Diskussionsrunden immer wieder zur Sprache kamen, weil diese Probleme sicherlich auch anderen Astrologen Kopfschmerzen bereiten.
Als ich zuhörte, wurde eines sehr schnell klar: Der wichtigste Grund dafür, dass sie es nicht tun, ist der, dass wir es sie nicht lehren. Selbstzweifel können mitunter quälend sein, aber der Fehler liegt nicht so sehr bei den Studenten, sondern viel eher im Lehrplan. Es gibt zahlreiche Kurse, Workshops und Konferenzen über die verschiedenen Zweige und Techniken der Astrologie. Selbst in entlegenen Gebieten, wo nicht viele Gruppen existieren, kann man große Mengen von Büchern zu jedem Interessensgebiet beziehen. Nach fünf oder sieben oder sogar zehn Jahren des Studiums mangelt es diesen Studenten sicherlich nicht mehr an astrologischem Wissen. Fortgeschrittenen Studenten fehlt es dagegen oft an Wissen, wie man anderen Menschen das eigene Wissen vermittelt – ich meine damit die Beratungsarbeit in der astrologischen Praxis. Glücklicherweise gibt es seit vielen Jahren zahlreiche astrologische Bücher und Kurse, die die psychologische Ebene einbeziehen und die uns ein umfassendes Verständnis für die menschlichen Motivationen schenken können.
Als ich die verfügbare Literatur durchsah, wurde klar, dass es an Anleitung fehlt, wie man eine astrologische Deutung so durchführt, dass die Selbstbewusstheit des Klienten gefördert wird – es fehlt uns Astrologen ein Leitfaden, wie man Deutungen vornimmt. Ohne professionell gestalteten Lehrplan können wir keine selbständig arbeitenden Profis werden, die das Ansehen ihrer Mitmenschen genießen. Als mir diese Lücke im Lehrplan deutlich wurde, beschloss ich, dass es an der Zeit sei, mein Wissen weiterzugeben. Ich habe den entsprechenden Hintergrund – einen Master's Degree in Sozialarbeit und eine mehr als 25jährige Erfahrung in der Beratungsarbeit. Ich dachte, statt über das Fehlen eines professionellen Lehrplans zu jammern und zu klagen, sollte ich mich lieber selbst ans Werk machen. So begann meine Arbeit auf diesem Gebiet. Es fiel mir nicht leicht zu formulieren, wie man bei der Deutung eines Horoskops vorgehen muss; es war so schwer, als hätte ich beschreiben wollen, wie man gehen lernt. Diese Arbeit zwang mich, die Prinzipien zu überdenken, die ich in der Sozialarbeit gelernt hatte. Ich musste das, was ich wusste, so anpassen, dass es für astrologische Deutungen brauchbar wurde, und ich habe dabei selbst eine Menge gelernt!
Was sagen nun die lernenden Astrologen, die keine Horoskopdeutungen machen? Ihre wichtigsten Gründe, davor zurückzuschrecken, sind in etwa die folgenden: «Ich weiß nicht genug.» «Die Verantwortung ist mir zu groß.» «Die Probleme meiner Klienten erdrücken mich.» «Ich weiß nicht, wie ich ihnen helfen soll.» «Im Horoskop steckt so viel drin, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll.»
Die Kapitel in diesem Buch sollen einige dieser Probleme ausführlich angehen. Ich biete dem Leser Informationen und Übungen an, die helfen können, eine Lösung zu finden. Im ersten Kapitel wird beispielsweise erklärt, wie man bei einer Deutung die wesentlichen Punkte findet. Das zweite Kapitel ist eine Anleitung, wie man die astrologische Fachsprache in die Umgangssprache übersetzt, damit Astrologen sich mit ihren Klienten verständigen können. Im dritten Kapitel werden Sie lernen. Krisensituationen zu bewältigen, und im vierten Kapitel geht es um Hilfsangebote für die Klienten, die oft mit erdrückenden Problemen in die Sitzungen kommen. Das achte Kapitel behandelt die häufig zu beobachtenden Hemmungen, für die Deutungen Geld zu nehmen und als Astrologe sein Auskommen zu finden.
Im Laufe dieses Buches werden viele Fragen aufgeworfen, für die ich die Antworten nicht unbedingt aus dem Ärmel schütteln kann. Wenn Sie bereits Deutungen anbieten, dann sollten Sie in der Lage sein, einige dieser Fragen selbst zu klären. Es ist an diesem Punkt der Entwicklung der Astrologie hin zu einem normalen Beruf noch zu früh, um strenge und allgemeingültige Regeln aufzustellen. Ausserdem kenne ich nicht die Antworten auf alle Fragen. Wirklich nicht. Sie kennen sie auch nicht. Nicht einmal die besten Therapeuten und Heiler der Welt kennen alle Antworten. Sie geben sich einfach Mühe, und sie quälen sich dabei am Anfang fast genauso wie Sie. Aber dieses Buch wird Ihnen hoffentlich einige Werkzeuge in die Hand gehen, damit Sie ebenfalls weiterkommen.
Ich werde ausserdem einige Richtlinien aufstellen, die auf den ersten Blick einschüchternd wirken können. Viele von ihnen sind Ideale, nach denen man streben sollte, und ich kann sicherlich nicht von mir selbst behaupten, dass ich ihnen jederzeit gerecht werde. Jeder macht Fehler, wenn er sein Handwerk lernt, und ich lernte viele dieser Prinzipien aus den Fehlern, die ich in der Arbeit mit Klienten machte. Wir alle lernen, indem wir etwas tun, und ich hoffe, dass dieses Buch Ihnen hilft, einige unnötige Fehler zu vermeiden.
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Dagmar Zimmermann 25.11.2013Empfehlenswert!
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